Psychologie-Professoren veröffentlichen Studie zur Corona-Angst
Erst kürzlich habe ich an dieser Stelle über den „Welpen-Boom“ berichtet. Jetzt bestätigte auch der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) gegenüber bild.de, es gäbe eine Nachfrage „ohne Ende“. So hätten einige Züchter bereits Wartelisten im dreistelligen Bereich. Nicht nur Labradore und Golden Retriever stünden hoch im Kurs, auch Welpen anderer Rassen seien schon vermittelt, bevor sie überhaupt auf der Welt seien.

Mich überrascht dieser Trend nach wie vor! Denn gerade aufgrund der Kurzarbeit und der damit verbundenen finanziellen Sorgen, bin ich eher vom Gegenteil ausgegangen – nämlich, dass viele Hunde gerade in diesen Zeiten im Tierheim landen, weil sie schlichtweg zu teuer sind.
Was sind also die Gründe für die große Nachfrage? Darüber sprach ich heute mit der Professorin Dr. Silke Heuse von der University of Applied Sciences Europe in Hamburg. Sie betreut den Studiengang Psychologie und führte kürzlich eine Studie durch, die sich mit unseren Ängsten in Bezug auf das Corona-Virus beschäftigt.

„Aus der Forschung wissen wir, dass Haustiere stressregulierend und stimmungsaufhellend wirken“, erklärt Prof. Dr. Heuse. „Biologisch ist das so zu erklären, dass wir beim Streicheln des Hundes Oxytocin ausschütten, das auch als Kuschelhormon bekannt ist und uns hilft, Stress zu regulieren und abzubauen. Gleichzeitig wirkt das Glückshormon Serotonin auf unser Angstzentrum im Gehirn und führt dazu, dass Ängste reduziert werden. Auch die Bewegung durch das Gassigehen hat positive Effekte. Bewegung ist ein wichtiger Therapiebestandteil bei Depressionen. Es kommen also offensichtliche viele – unbewusste – Faktoren zusammen, um zu erklären, warum sich gerade jetzt viele Menschen für einen Hund entscheiden.“

Hunde geben uns Halt, sie geben uns eine Aufgabe, Sicherheit und sind immer da, wenn wir sie brauchen. Gerade in Corona-Zeiten sind das wichtige Aspekte für uns. Allerdings stellt sich so mancher Welpeninteressent die Hundehaltung einfacher vor, als sie tatsächlich ist. Hunde wollen gemäß ihren Bedürfnissen ausgelastet werden, benötigen Erziehung, schränken uns in unserer Freiheit ein (Stichwort Urlaub) und ihre Haltung kann mit enormen Kosten verbunden sein. Es ist also sehr viel Leidenschaft sowie Geld erforderlich, um einem solchen Lebewesen gerecht zu werden.

Prof. Dr. Heuse: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Menschen die Krise auch als Chance nutzen und sich dessen bewusst werden, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Es bleibt daher zu hoffen, dass es sich mit dem Welpen-Boom in Corona-Zeiten anders verhält als mit dem Weihnachtsgeschenk Hund – dass die Begeisterung also nicht abebbt, sondern dass die Entscheidung für das Tier bis zum Ende durchdacht wurde und wir in dem Hund einen treuen Begleiter gefunden haben.“
Dr. Heuses Studie findest Du hier: Online-Befragung: Wie wir die Corona-Krise erleben

Super geschrieben! Das ist ein ganz toller und wertvoller Beitrag!
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Dankeschön, Gina! Der Beitrag passt natürlich sehr gut zu unserem Interview: https://diehundejournalistin.com/2020/05/03/warum-du-dir-jetzt-keinen-welpen-anschaffen-sollst/
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